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Über "Finanzhelfer der Politik im Lockdown"

05.06.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
"Gold ist eine erprobte Versicherung gegen Krisen", sagt Finanzexperte Thorsten Polleit im SNA-Interview. Edelmetalle würden nicht nur im "politisch verursachten Lockdown" vor großen Verlusten schützen. Er erklärt auch, was Zentralbanken aktuell falsch und Anleger richtig machen können.

"Ist es Zeit, Goldbarren zu horten?“ Diese Frage stellte SNA vor wenigen Tagen angesichts immer höher steigender Goldpreise. "In der Zwischenzeit wechseln an der Wall Street einige 'Oldschool'-Investoren von wichtigen Währungen und Anleihen hin zu Gold, um sich gegen Inflation abzusichern."

Dass auch "viele Investoren, nicht nur private, sondern auch institutionelle und professionelle dazu übergehen, jetzt im Gold einen sicheren Hafen zu erblicken, verwundert mich nicht", sagte Thorsten Polleit, Edelmetall-Experte und Chef-Volkswirt bei "Degussa Goldhandel", im SNA-Interview. "Denn Gold hat diese Möglichkeit, sich langfristig gegen Geldwertschwund oder Kreditausfälle abzusichern."

Finanzexperten in den USA gehen laut dem Bericht davon aus, dass die Preise für Gold "in der zweiten Jahreshälfte auf 2000 US-Dollar je Feinunze" steigen werden. "Den Trend bestätige ich auf jeden Fall", beurteilte Finanz-Insider Polleit die aktuelle Lage am Goldmarkt. Das Edelmetall steht aktuell bei etwa 1.891 US-Dollar je Unze - umgerechnet etwa 1554 Euro.

Dieser Höhenflug könne seit vielen Jahren beobachtet werden, fügte er hinzu. "Dass der Goldpreis langfristig nach oben drängt, ist keine neue Erkenntnis. Seit August 2020 hat er einen bisherigen Höchstpreis erreicht." Seitdem habe der Goldpreis zwar nachgegeben, weil "die US-Zinsen leicht in die Höhe gestiegen sind. Aber seit Ende März schiebt sich der Preis wieder nach oben und kehrt zurück auf diesen langfristigen Aufwärtstrend."

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Gold die Marke 2000 US-Dollar je Unze übersteigen werde - nicht zuletzt befeuert durch die Entscheidungen der weltweiten Zentralbanken, die Menge der Währungen auszuweiten. "Es gibt viele Faktoren, die auf den Goldpreis einwirken", schreibt "Sputnik International", darunter Geldwertverlust, also Inflation, die auch durch die Corona-Krise vorangetrieben werde, sowie geopolitische Spannungen und Handelskriege.

Aber auch die Zentralbanken sind laut dem Degussa-Experten für die Preisentwicklung der Edelmetalle verantwortlich, was er regelmäßig kritisiert. "Die Zentralbanken als Monopolisten der Geldproduktion haben die Geldschleusen geöffnet, um der politisch diktierten Lockdown-Krise eine angebliche Erleichterung zu verschaffen.

Beispielsweise wurde die Geldmenge in den Vereinigten Staaten um etwa 30 Prozent erhöht gegenüber Februar 2020. Im Euro-Raum hat man die Geldmenge um etwa zehn Prozent ausgeweitet." Doch: "Dieser Aufschwung ist auf Sand gebaut", sagte Polleit.

Aus der ökonomischen Lehre sei nämlich bekannt, dass bei steigender Geldmenge auch die Güterpreise inflationär steigen würden, erläuterte der Finanz-Experte. Aber genau diese Politik würden aktuell die US-Notenbank FED und die Europäische Zentralbank EZB verfolgen.

Laut dem Experten würden FED und EZB noch bis ins Jahr 2023 diese Strategie durchziehen - mit eventuell fatalen Folgen: "Man hat versucht, die Probleme, die durch Staat und Regierung geschaffen wurden, durch Ausgabe von neuem Geld zu übertünchen", fuhr er fort. "Das sieht man bereits in den Aktienmärkten. Das merken die Menschen bei den Häuserpreisen oder an gestiegenen Mieten. Das Problem kommt jetzt auch an auf der Verbraucherebene." Darunter erhöhte Energie- und Nahrungsmittelkosten.

Die weltweite Überschuldung von Staaten und Privaten sei darüber hinaus "sehr, sehr hoch", sagte der Goldmarkt-Experte. Das US-amerikanische "Institute of International Finance" (IIF) habe demnach für das erste Quartal des Jahres "eine weltweite Verschuldung von etwa 360 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ermittelt" und ausgerechnet. Dies sei ein trauriger Rekord. Denn: Die Welt sei fast viermal so hoch verschuldet wie sie überhaupt erwirtschaften kann.

All dies komme dem gelben Edelmetall zugute. "Gold ist eine klassische Absicherung gegen Schwund von Geldwert", so Polleit. Aber auch andere Rohstoffe und Edelmetalle profitieren aktuell von der Krise. "Beispielsweise im Bereich der Platin-Metalle. Platin ist seit Jahresfrist um etwa 41 Prozent in die Höhe geklettert. Bei Palladium sehen wir eine Preissteigerung von 33 Prozent, beim Silber einen 57-prozentigen Anstieg. Hier gibt es beim Gold sogar noch Nachholbedarf", stellte er fest. Daran lässt sich schon "ein inflationärer Effekt" in der Wirtschaft erkennen.

Der Finanzfachmann nannte die Folgen für die Industrie: "Die Unternehmen stehen natürlich vor der Problematik, dass sie erhöhte Kosten bei der Beschaffung von Produktionsmaterialien haben." Daraus könnte eine "Konjunktur-Bremse" entstehen, so der Chefvolkswirt.

Weltweit ist laut Polleit die Nachfrage nach Goldschmuck im Vorjahresvergleich über die Hälfte gestiegen. Ebenso stark seien die Barren und Münzen aus Gold nachgefragt.

"Statt Termin- und Spareinlagen, auf die man keine Zinsen mehr erhält, rate ich zu Gold oder Silber: in Form von Münzen oder Barren. Und haben Sie als Anleger bitte einen langfristigen Horizont von einigen Jahren. Denn langfristig gesehen ist der Aufwärtstrend beim Gold intakt."

Edelmetalle wie Gold und Silber seien "im Vergleich zu anderen Vermögensklassen keinesfalls zu teuer, der Einstieg ist immer noch interessant", fügte er hinzu. Trotz der aktuell hohen Preise seien diese weiterhin eine sichere Bank für das eigene Portfolio.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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